1921/22: das ewige Endspiel
Nürnberg - HSV 1922: Das ewige Endspiel
Kameraden fürs Leben
„Wenn man in einem Spiel vier Stund lang' spielt, lernt man sich richtig kennen“, freute sich Nürnbergs Keeper Stuhlfauth nach den Meisterschaftsendspielen gegen den HSV. Dabei kämpften sie
einander vorher in Grund und Boden. aus Festschrift “75 Jahre 1. FC Nürnberg”, Selbstverlag Sie spielten immer weiter, bis in den späten Abend, bis die Freunde vor
Erschöpfung umfielen, der Ball in der Dunkelheit nur noch in Schemen zu sehen war, und während irgendein Schatten von der Seite röchelte „Letztes Tor entscheidet, Jungs!“, stand Mutter besorgt an
der Haustür mit dem Essen und rief: „Kinners, hat das denn heute kein Ende mehr?“
Doch. Es hatte ein Ende. Als Schiedsrichter Dr. Peco Bauwens nach 189 Minuten das Finale um die Deutsche Meisterschaft zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem Hamburger SV beim Spielstand von 2:2
abpfeift, ist es stockduster. Noch mit dem grellen Ton im Ohr lassen sich die Spieler einfach fallen - und bleiben liegen. Wer jetzt noch steht, hat längst vergessen, wie er heißt.
Sie haben getobt, sich im Dreck gesuhlt und ihre Knie aufgeschlagen. Doch es war alles ganz anders als damals auf dem Bolzplatz hinterm Haus. Es war ein Kampf mit offenem Visier, ein Kampf, in
dem der Nürnberger Toni Kugler vier Zähne verliert und Bauwens über den Platz torkelt als hätte er drei Tage und drei Nächte durchgezecht.
Der junge Sportjournalist Hanns Schödel ist von der Intensität des Spiels vollkommen übermannt. Im Strudel der Emotionen und im juvenilen Übermut stürmt er auf die Club-Spieler zu. Als er aber an
die Zuschauerumzäunung eilt und Heiner Stuhlfauth fragt, ob das Spiel denn morgen weitergehe, da bügelt ihn der Club-Torwart vor versammelter Mannschaft ab: „Sie sänn gwieß närrisch, Herr
Schödel!?“