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Handschlag vor dem großen Nordderby

NWZ am 15.04.2017 von Jens Milde

Kaum ein Fußballspiel im Norden löst so viele Emotionen aus. Die NWZ hat zwei Anhänger der beiden Mannschaften an einen Tisch geholt. Gudrun Repert und Jochen Spekker freuen sich  auf Werder gegen den HSV.

 

Gudrun Repert (51 Jahre) feuert ihre Lieblingsmannschaft, den SV Werder Bremen, am liebsten aus der Ostkurve des Weserstadions an. Sie ist stolze Besitzerin einer Dauerkarte für die Heimspiele der Bremer. Fan der Grün-Weißen ist sie erst seit wenigen Jahren. Gudrun Repert arbeitet für den Energieversorger EWE, der zu den Sponsoren des Bundesligateams gehört. So ist die Nordenhamerin auf Werder aufmerksam geworden und besucht inzwischen regelmäßig die Heimspiele. Am kommenden Sonntag wird sie sich das Spiel allerdings von der Couch aus im Fernseher anschauen. Manchmal gibt es eben andere Prioritäten. Gudrun Repert nimmt am Osterfeuer in Phiesewarden teil. Ihr Tipp für das Nordderby: 3:2 für Werder.

 

Jochen Spekker (48 Jahre) kommt aus Rodenkirchen und ist seit zwölf Jahren Vorsitzender des HSV-Fanclubs „Sudden Death“. Seine Liebe zum Hamburger Sportverein entdeckte er schon im Alter von fünf Jahren. Damals trat er dem AT Rodenkirchen bei, wurde Torwart. Sein großes Vorbild: der HSV-Keeper Rudi Kargus, der in den 70er-Jahren als der Elfmeter-Killer in der Bundesliga galt. Die Leidenschaft für den Hamburger Sportverein ist bis heute geblieben. Auch Jochen Spekker ist Dauerkarten-Inhaber. Er besucht das Team sogar bei den Trainingslagern. Aber ausgerechnet das Nordderby wird er sich im Fernseher anschauen, weil er für sich und seine Familie einen Kurzurlaub gebucht hat. Sein Tipp: 2:1 für Hamburg.

Nordenham So ganz ohne Frotzeleien geht’s natürlich nicht. Jochen Spekker erinnert an das Spiel in Wolfsburg, als Werder Bremen mit ganz viel Dusel 2:1 gewann. „Die Bremer haben zurzeit ganz schön viel Glück“, sagt er. Gudrun Repert kontert: „Ja stimmt. Aber zu Beginn des Jahres hatten wir auch ziemlich viel Pech.“

Es ist ein gewagtes Experiment: Kurz vor dem Nordderby in der Fußball-Bundesliga zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV, das am Ostersonntag im Bremer Weserstadion steigt, haben wir zwei Fans mit ganz unterschiedlichen Vorlieben an einen Tisch geholt. Gudrun Reperts Herz schlägt für den SV Werder, das von Jochen Spekker für den HSV. Da gibt’s im NWZ-Gespräch natürlich jede Menge Zündstoff. Aber die Kontrahenten gehen wunderbar friedlich miteinander um. Am Ende gibt’s den Handschlag: Auf ein gutes Spiel am Sonntag.

 Was macht für Sie den Reiz des Nordderbys aus?

 

Gudrun Repert: Es gibt halt eine besondere Rivalität zwischen den beiden Mannschafte und die manifestiert sich zweimal im Jahr beim Nordderby. Die Rivalität finde ich auch völlig okay. Sprüche und Gesänge sind in Ordnung. Was ich nicht gebrauchen kann, ist Gewalt.

 

Jochen Spekker: Werder gegen den HSV ist natürlich ein besonderes Spiel. Als HSV-Fans mitten in der Werder-Hochburg spüren wir diese Rivalität ganz besonders. Da wird man schon mal schief angeguckt. Dass man sich gegenseitig neckt, ist völlig okay. Wichtig ist, dass man fair miteinander umgeht. Und am besten wäre es, wenn man hinterher ein Bierchen zusammen trinkt.

 

 

Was war Ihr bisher schönstes Nordderby?

 

Gudrun Repert: Auf jeden Fall das erste, das ich im Weserstadion gesehen habe. Das war vor zwei Jahren. Werder hat 1:0 gewonnen. Beide Mannschaften steckten mitten im Abstiegskampf.

 

Jochen Spekker: Ich weiß gar nicht mehr genau, wann es war. Auf jeden Fall standen wir mit dem Rücken zur Wand. Die Bremer Fans haben uns schon in die Zweite Liga gesungen. Wir haben gewonnen, und ich habe anschließend geweint.

 

 

Warum gewinnt Ihre Mannschaft am Sonntag?

 

Gudrun Repert: Weil wir in der gesamten Rückrunde bisher gut gespielt haben, obwohl viele Stammspieler verletzt ausgefallen sind. Dank des großen Zusammenhalts konnte Werder die Ausfälle aber gut wegstecken.

 

Jochen Spekker: Weil die Mannschaft mit Beginn der Rückrunde das System des Trainers verstanden hat. Wir haben eine stabile Abwehr, obwohl es bitter ist, dass am Sonntag Papadopoulos fehlt. Außerdem haben wir schnelle Stürmer. Die Mannschaft ist inzwischen gefestigt.

 

 

Auf welchen Spieler des Gegners muss Ihr Team besonders aufpassen?

 

Gudrun Repert: Da fällt mir vor allem der ehemalige Bremer Aaron Hunt ein, der zurzeit in Superform ist. Auch Lewis Holtby und Bobby Wood sind gefährliche Spieler. Auf Lasogga muss Werder wahrscheinlich nicht aufpassen. Der sitzt ja meistens auf der Bank.

 

Jochen Spekker: Sehr gefährlich ist natürlich Max Kruse. Im Hinspiel habe ich noch gedacht, dass er ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen hat. Aber inzwischen macht er aus unmöglichen Situationen Tore. Natürlich sind auch Serge Gnabry, wenn er denn spielt, und Fin Bartels gefährliche Offensivspieler.

 

 

Wie feiern Sie bei einem Sieg?

 

Gudrun Repert: Ich schalte wahrscheinlich in den Ausrastmodus.

 

Jochen Spekker: Ich trinke zwei, drei Bier und konzentriere mich aufs nächste Spiel.

 

 

Wie trösten Sie sich nach einer Niederlage?

 

Gudrun Repert: Ich schalte ebenfalls in den Ausrastmodus. Auf jeden Fall bin ich enttäuscht. Aber dass legt sich schnell. Schließlich ist es ja nur Fußball.

 

Jochen Spekker: Ich trinke zwei, drei Bier und konzentriere mich aufs nächste Spiel.

 

 

Auf welchem Tabellenplatz landet Ihre Mannschaft am Saisonende?

 

Gudrun Repert: Platz 10

 

Jochen Spekker: Platz 11

 

 

Wann spielt Ihre Mannschaft mal wieder im Europa-Pokal?

 

Gudrun Repert: Ich könnte mir vorstellen, dass sich Werder in der nächsten Saison für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert.

 

Jochen Spekker: Wenn der Trainer und die Mannschaft zusammenbleiben, spielen wir vielleicht in der übernächsten Saison wieder international.